project statement "93 billion light years"

since 2015 ongoing

 

(EN)   

"93 billion light years“ is a visual space fairy tale in which I explore our ambivalent relationship with the interstellar unknown, which inspires humanities fantasy since centuries and constantly incites new discoveries. Our imagination about the universe made the landing of man on the moon seem conceivable and fuels contemporary search for extraterrestrial life forms. Thereby, our ideas about the cosmos have oscillated between fear and expectation, physics and metaphysics, faith and skepticism.

 

The observable universe is currently measured at 93 billion light years. Even within that limit, much remains beyond our field of vision. Still, mankind gazes upward in an attempt to find our bearings with respect to the most fundamental questions: Where do we come from? What are we a part of? Are we alone in the universe?  

 

In our modern age, technological progress has fueled the vision of a multi-planetary existence of humans. Scientific curiosity coupled with economic and power-political interests are driving a rapid space race. Not only is the universe expanding, we also want to expand our habitat. Growth equates to progress. The future belongs to those who can transcend planetary boundaries.

Where will this cosmic race take us? While we strive to control other planets, our unrestrained growth is exhausting natural resources of our planet, our climatic living conditions are worsening. Various science fiction stories already outline our utopian fate: the escape from our former earthly paradise to a distant, uninhabited planet - where our history will repeat itself, unless …

 

Whether documentary or science fiction, film or image, modern space exploration is celebrated in primarily clinical-looking depictions of high technology, whose complexity is beyond most people’s comprehension. In my series "93 billion light years", I consciously counter this with photographic motifs far from technical or scientific details, intending to take the viewer into a world of thought in which it is not the "How?" that counts, but a question that should be at the basis of all human agency: "Why?"

 

Already as a little girl, my curiosity about the universe was sparked. Through numerous children's stories, I traveled to other planets, locked myself in dark rooms to count the shining stars in my favorite children's book and searched the night sky for spaceships. In recent years, my enduring amazement at the largely undiscovered vastness of the universe was reinvigorated through research on space-related topics and conversations with the scientific community. It led onto this photographic work for which I photographed at NASA facilities in the USA, staged space missions in the desert and portrayed light phenomena in the night sky.

 

By combining documentary and landscape photography, performances, and studio models I created my very personal visual travelogue - half documentary, half fiction - which strives to take the viewer past the usual imagery of a space journey. My images are intended to evoke the childlike wonder with which we look up at the sky on a starry night. I want to inspire the imagination, allowing the viewer to come up with their own personal space travel. Enigmatic motifs of scientific institutions, staged scenes and light phenomena to be observed in the night sky leave room for individual interpretations and thus ambivalences. In this way, we embark on a journey to our own self, freed from rational considerations that dominate our perspective towards space. At least for a brief moment, this may provide us with the faculty to look to the stars and ponder over the fundamental questions of our existence in the vastness of space. And this experience might have a "wholesome" influence once we return from our spiritual journey into space back to our earthly lives.

 

(DE)  

"93 billion light years" ("93 Milliarden Lichtjahre") ist ein visuelles Weltraummärchen, in dem ich unser ambivalentes Verhältnis zum interstellaren Unbekannten erforsche, welches die Fantasie der Menschheit seit Jahrhunderten beflügelt und immer wieder zu neuen Entdeckungen anregt. Unsere Vorstellungen vom Universum ließen die Landung des Menschen auf dem Mond möglich erscheinen und nähren bis heute die Suche nach außerirdischen Lebensformen. Dabei schwanken unsere Auffassungen vom Kosmos zwischen Angst und Erwartung, Physik und Metaphysik, Glaube und Skepsis.

 

Das beobachtbare Universum bemisst sich derzeit auf 93 Milliarden Lichtjahre. Bereits innerhalb dieses unermesslich großen Durchmessers stoßen wir an die Grenzen unserer Wahrnehmung. Dennoch oder gerade deshalb richtet die Menschheit ihren Blick nach oben ins Universum, auf der Suche nach Antworten auf die grundlegendsten Fragen: Woher kommen wir? Wovon sind wir ein Teil? Wer oder was existiert neben uns?

 

In unserer modernen Zeit beflügelt der technologische Fortschritt die Vision einer multiplanetaren Existenz des Menschen. Wissenschaftliche Neugier, gepaart mit wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen, führen zu einem rasanten Wettlauf ins All. Nicht nur das Universum dehnt sich aus, auch wir wollen unseren Lebensraum erweitern. Wachstum ist gleichbedeutend mit Fortschritt. Die Zukunft gehört denen, die die Grenzen des Planeten überwinden können. Jedoch, wohin wird uns dieser kosmische Wettlauf führen? Während wir die Kontrolle über andere Planeten anstreben, erschöpft unser ungehemmtes Wachstum die natürlichen Ressourcen unseres Planeten, unsere klimatischen Lebensbedingungen verschlechtern sich. In zahlreichen Science-Fiction-Geschichten wird unser utopisches Schicksal bereits skizziert: die Flucht aus unserem einstigen irdischen Paradies auf einen fernen, unbewohnten Planeten - wo sich unsere Geschichte wiederholen wird, es sei denn ...

 

Ob nun Dokumentation oder Science fiction, Film oder Foto, moderne Weltraumforschung wird vornehmlich in klinisch anmutenden Darstellungen von Hochtechnologie zelebriert, deren Komplexität sich dem Verständnis der meisten Menschen entzieht. In meiner Serie "93 billion light years" setze ich dem fotografische Motive entgegen, die auf technische oder wissenschaftliche Details bewusst verzichten. Vielmehr möchte ich den Betrachter in eine Gedankenwelt entführen, in der nicht das "Wie?" zählt, sondern eine Frage, die allem menschlichen Handeln zugrunde liegen sollte: "Warum?"

 

Schon als kleines Mädchen wurde meine Neugierde auf das Universum geweckt. In zahlreichen Kindergeschichten reiste ich zu anderen Planeten, schloss mich in dunklen Räumen ein, um die leuchtenden Sterne in meinem Lieblingskinderbuch zu zählen, und suchte am Nachthimmel nach Raumschiffen. 

In den letzten Jahren wurde mein anhaltendes Staunen über die weitgehend unentdeckten Weiten des Universums durch Recherchen zu weltraumbezogenen Themen und den Austausch mit der wissenschaftlichen Community neu belebt. Sie führten zu dieser fotografischen Arbeit, für die ich in NASA-Einrichtungen in den USA fotografierte, Raumfahrtmissionen in der Wüste inszenierte und Lichtphänomene am Nachthimmel porträtierte.

 

Indem ich Fotografien von Landschaften, wissenschaftlichen Experimenten, Performances und Studiomodellen erzählerisch verband, kreierte ich meinen ganz persönlichen visuellen Reisebericht - halb Dokumentation, halb Fiktion. Dieser möchte die  Betrachter jedoch über die üblichen Bilder einer Weltraumreise hinausführen. Meine Bilder sollen das kindliche Staunen hervorrufen, mit dem wir in einer sternenklaren Nacht in den Himmel schauen. Ich möchte die Phantasie anregen und den Betrachtern die Möglichkeit geben, sich ihre eigene Weltraumreise auszudenken. Rätselhafte Motive von wissenschaftlichen Einrichtungen, inszenierten Szenen und am Nachthimmel zu beobachtenden Lichterscheinungen lassen Spielraum für eigene Interpretationen und damit Ambivalenzen zu. So begeben wir uns auf eine Reise zu unserem eigenen Ich, befreit von rationalen Überlegungen, die unseren modernen Blick auf das Universum dominieren. Zumindest für einen kurzen Moment kann uns dies die Möglichkeit geben, zu den Sternen zu blicken und über die grundlegenden Fragen unserer Existenz in den Weiten des Weltraums nachzudenken. Und diese Erfahrung könnte einen "heilsamen" Einfluss haben, wenn wir von unserer spirituellen Weltraumreise wieder in unser irdisches Leben zurückkehren.